SecondArt
Vom Brocki ins Spotlight
Vidmarhallen / 4. – 20. November 2022
Über 200 Kulturschaffende aus dem Kanton Bern hauchen Bildern aus dem Brockenhaus neues Leben ein. Ihre Arbeiten sind im November an einer Verkaufsausstellung zu sehen. Mit diesem grossen Kunsthappening führt SecondArt Kulturszenen des Kantons zusammen, die sonst kaum miteinander in Berührung kommen.
Kunst ist Kommunikation. Ohne Beachtung existiert sie nicht. Viele Gemälde, wertvoll oder nicht, gehen vergessen oder werden als Verbrauchsgut der Konsumgesellschaft gleich achtlos entsorgt. Deshalb machten sich das Kulturmuseum Bern und Macher*innen des letztjährigen Ghost Festivals in 11 Brockenstuben des Kantons auf die Suche nach vergessener Kunst, im Portemonnaie 20 Franken pro Bild. Sie fanden 240 Originalbilder und in ihrem Umfeld 211 Kulturschaffende, die sich eines der vergessenen Kunstwerke annehmen. Diese haben jetzt drei Monate Zeit, ihr Brockibild zu bearbeiten. Einzige Vorgabe ist, dass das Ausgangswerk auf die eine oder andere Art sichtbar bleibt.
Der Kanton Bern hat viele Welten und Szenen, aber sie treffen zu selten aufeinander. SecondArt führt sie zusammen. So gesellten sich zu namhaften bildenden Künstler*innen talentierte Kunststudent*innen, Quereinsteiger*innen, Tätowier*innen, Sprayer*innen, Musiker*innen, Literat*innen und Menschen, die die Berner Kunstszene prägen. Das Resultat ihrer Arbeit wird vom 4. bis 20. November an einem grossen Kunsthappening mit Verkaufsausstellung dem Publikum vorgestellt. Die Einnahmen aus den Kunstverkäufen fliessen in einen Pot. Davon gehen 60% an die Kunstschaffenden, wobei alle den gleichen Anteil am Verkaufserlös erhalten, egal ob ihr Werk verkauft wird und zu welchem Preis. Die Initiant*innen erhalten 40% zur Kostendeckung des Projekts.
Erste Werke sind bereits entstanden. Es zeichnet sich ab, dass mit SecondArt nicht nur Zeit-dokumente, sondern auch Dialoge unter den Teilnehmenden und Geschichten entstehen. So fand der Autor Christoph Simon via Facebook den Kontakt zum heute 77-jährigen Künstler seines Werks, Mohamed Saidi Chilam- boni aus Dar es Salaam, Tansania. Sie stehen seither in Kontakt und werden sich besuchen. Der Künstler Ernesto N. Nicolai machte sich im Berner Oberland auf die Suche nach dem Ursprungsort seines Bilds. Er sprach mit Bäuer*innen, Hundehalter*innnen, Ferienheimbesitzer*innen und wurde von Einheimischen des Weges gewiesen. Fündig wurde er nicht. Doch er bleibt dran. Balts Nill beliess sein Bild unbearbeitet und widmete ihm dafür einen wundervollen Song. Bereits jetzt zeichnet sich eine äusserst spannende Zeitreise durch die Kunst- und Kulturwelt ab.
Der Zusammenschluss von Ghost-Festival-Macher*innen, dem wohl einzigartigsten Musikfestival des letz- ten Jahres, und des mitten in der Szene gelandeten Kulturmuseums Bern, lässt ein grosses Ereignis für kunstnahe und -ferne Kulturgänger*innen in einer erstmals bespielten, 700m2 grossen Vidmarhalle er- warten.